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Figur
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Seit Jahren male ich Menschen, meist Frauen, die auf der Straße unterwegs sind. Davon ausgehend, entwickelte sich – angeregt durch Eindrücke aus Museen – eine neue Serie, die ich „Bilder sehen“ genannt habe. Es macht einfach Freude, bekannte Bilder zu zitieren und Menschen zu zeigen, die davor stehen und von diesen Bildern genauso fasziniert sind wie ich. Aus den Menschen, die Bilder betrachten, sind dann Statuen geworden. Wohl weil ich gerne Statuen male und auch weil der Kontrast zwischen den antiken Halbgöttinnen und -göttern und den modernen Bildern, denen sie interessiert, verwundert bis amüsiert gegenüberstehen, so krass und deshalb besonders reizvoll ist: Wahlverwandtschaften.
Hier trifft eine Jahrtausende alte Ruhe und Gelassenheit auf eine hektische und wahrscheinlich schnell vergängliche Gegenwart.
Die runden Bilder gewähren einen Blick in mein Atelier. Dort finden sich Dosen und Fläschchen mit Malmitteln, Kästen voller bunter Stifte, Tuben, aus denen Farben quellen, Pinsel und allerlei mehr. Das Hantieren mit diesen Werkzeugen ist für mich eine sinnliche Erfahrung, und diese Erfahrung versuche ich auf die Leinwand zu transportieren. So mache ich meine Werkzeuge zu Objekten der Malerei.
Was ich mit ihnen – in ihrer ursprünglichen Funktion als Werkzeuge zur Erschaffung neuer Bilder – dann erzeugen kann, ist natürlich im Prinzip äußerst vielfältig. Werkzeuge sind notwendige Mittel, geben aber inhaltlich nichts vor. Sie können Brutales erfassen, wie es die wirkliche Welt nur oft genug der Kunst aufdrängt. Und sie können friedliche Momente festhalten und als Kunst feiern und bewahren. Ich habe mich an Letzterem versucht, an der Produktion von Törtchen, Donuts und Makronen. Harmlose aber angenehme Objekte, die schon als Bilder genüssliches Erleben versprechen. Schließlich ist genussvoll essen ja ein elementares menschliches Bedürfnis. Der Titel der Serie, aus der die gezeigten Beispiele stammen, „Fastenzeit“, verweist aber natürlich auch mit einem Augenzwinkern auf unsere (über)satte Gesellschaft.
Wilde Blumen
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Auf der Suche nach der reinen, schlichten Form stehe ich seit etwa zehn Jahren immer wieder im Garten, um die dort wachsenden Pflanzen zu zeichnen. Es entstand so eine Serie von Zeichnungen, bei denen es mir um den möglichst einfachen, aber realistischen Umriss der Pflanze geht, die ich mit Bleistift, Tinte oder verschiedenen Arten von Kohlestiften meistens in die Mitte des weißen Papiers setze. Es sind isolierte Zweige mit ein paar Blättern oder Blüten – genau so, wie ich sie im Moment des Zeichnens gesehen habe. Kein zusätzlicher Strich, keine zusätzliche Information auf dem Blatt lenkt von diesem klaren, ehrlichen Umriss ab.
Durch Wiederholung prägt sich die Hand die Form der Pflanzen ein, der Stift bewegt sich nach einer Weile fast automatisch übers Blatt, während das Auge intensiv schaut.
Seit 2019 nun verfolge ich einen umgekehrten Prozess. Ich fokussiere meinen Blick auf den negativen Raum, der außerhalb der Kontur entsteht, und fülle diese Fläche mit Pinsel und Ölfarbe, während in der Mitte des weißen Blattes die Pflanze ausgespart bleibt. Dabei konzentriere ich mich gleichermaßen auf die Mischung der Farbtöne wie auf die Formen, die sich durch die schwarzen Pinselstriche ergeben. Diese Serie erinnert an Holzschnitte nicht nur der einfachen Formen wegen, sondern auch deshalb, weil Öl auf Papier nur selten verwandt wird. Es ist eine Serie, an der ich noch lange weiterarbeiten werde, denn weder an Farbtönen noch an Modellen gibt es Mangel.
Katja Hess ist fasziniert von der Pop-Art, die in den sechziger Jahren in einer Art Revolte gegen Abstraktion und Informell die grell bunte gegenständliche Warenwelt des Alltags zum Objekt nahm und die bis heute bei vielen Künstlern fortwirkt. In unserer Überflussgesellschaft werden insbesondere Textilien in einem Übermaß und in einer derart ansprechenden Weise angeboten, dass es schwer ist, daran vorüberzugehen. Je größer die potentielle Zahl der Kunden, desto unmäßiger kann das Angebot sein und desto ausgetüftelter die farbliche Abstimmung und die Anordnung der – wie in ihren Bespielen – aufeinander geschichteten Pullover oder Seidendecken. Die von den Warenhäusern angestrebte optische Überwältigung versucht sie, in unendlich vielen übereinander gelagerten Schichten Ölfarbe auf die Leinwand zu übertragen und beim Betrachter die entsprechenden Assoziationen hervorzurufen.
Überfluss
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Konstellationen
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Auf Reisen kann der Künstler meist nur beschränkt Material mitnehmen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, mich im Urlaub Fingerzeichnungen mit Graphit und Kohle zu widmen. So entstanden zunächst vor allem Strandbilder, später zu Hause aber auch abstraktere Szenen und Alltagsmotive, bei denen die Figuren sich in Konstellationen übers Blatt verteilen. Dabei ist nicht der einzelne interessant, sondern das Zusammenwirken der vielen Figuren. Alle Zeichnungen sind mit losem Graphit grundiert, mit der Hand, einem Tuch oder einem weichen Pinsel gewischt und die Personen aus Graphit und Kohlestaub mit den Fingerkuppen hineingesetzt. Während die „Transit“-Bilder auf hochwertigem Papier gezeichnet sind, ist bei „Ekstase“ die gleiche Technik auf Leinwand angewandt.